4. Kultur

Sensibilisierung Bevölkerung / Gastgeber

Die Kultur ist einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren des Projektes. Ziel ist es das Trailrunningverständnis und die Wahrnehmung zu optimieren. In der ersten Phase geht es darum zu verstehen, was Trailrunning ist, wer es macht, wieso man es macht und auch weshalb diese Zielgruppe gut zu Graubünden passt. In einer zweiten Phase geht es um die Identifikation. Gastgeber und Bevölkerung sollen sich mit der Trailrunning-Community identifizieren und diese mit deren Bedürfnissen verstehen. Die im vergangenen Jahr umgesetzten Massnahmen im Handlungsfeld «Kultur» waren sehr erfolgreich und resultierten in einem deutlich spürbaren Anstieg der Trailrunning-Bewegung im Kanton Graubünden.

Die Plattform «Roundtable» wurde auch im Jahr 2022 genutzt, um zusammen mit den Destinationen an der Trailrunning-Kultur zu feilen, ein Verständnis aufzubauen sowie die Aussenwahrnehmung der Sportart weiter zu stärken.

Trailrunning Roundtable in den Destinationen

Im Jahr 2022 wurden im ganzen Kanton insgesamt vier Roundtables organisiert und durchgeführt. Diese verfolgten das Ziel unterschiedliche Leistungsträger zusammenzubringen, um gemeinsam über die Entwicklung der Sportart Trailrunning in den Destinationen zu diskutieren und eine einheitliche Positionierung festzulegen. Die Roundtables fanden wie folgt statt:

  • Juni 2022: Roundtable «Surselva» mit 9 Teilnehmenden
  • September 2022: Roundtable «Val Surses» mit 14 Teilnehmenden
  • September 2022: Roundtable «Engadin St. Moritz, Bregaglia, Valposchiavo» mit 19 Teilnehmenden
  • August 2022: Roundtable «Flims Laax» mit 10 Teilnehmenden

Dabei gilt es anzumerken, dass gewisse Regionen oder Destinationen auf die Durchführung eines Roundtables verzichteten. Inhaltlich waren die halbtätigen Workshops abwechslungsreich gestaltet, das heisst die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit interaktiv in Gruppenaufträgen zu arbeiten sowie von zusätzlichen Referaten zu profitieren. Bei den informativen Inputs standen die Aktivitäten der Destinationen im Bereich Trailrunning sowie das Projekt graubünden Trailrun im Zentrum. Bei den durchgeführten Gruppen-Workshops wurden folgenden Fragestellungen in gemischten Gruppen erarbeitet:

Welche Zielgruppe passt zu unserer Destination und weshalb?

  • Welche Gäste möchten wir ansprechen? Was sind unsere Wunschgäste?
  • Welche Zielgruppe wird durch unser bestehendes Angebot angesprochen?
  • Welches Trailangebot passt zu dieser Zielgruppe?

Was zeichnet unsere Destination aus?

  • Was ist unser USP?
  • In welcher Kombination entsteht ein USP in unserer Destination?
  • Welche Zielgruppe passt zu unserem USP?

Abgeleitet aus den Workshops wurden je Gruppe drei Quick Wins festgehalten, also konkrete Massnahmen, die zeitnah angegangen werden können. Bei zwei Roundtables wurde das Programm durch den Workshop «Customer Journey» ergänzt. Dieser verfolgte das Ziel für vordefinierte Grundsettings Packages zu kreieren, welche alle Familienmitglieder berücksichtigen und unterschiedliche Aktivitäten kombinieren.

Grundsettings:

  • Familie mit kleinen Kindern, Mutter Trailrunnerin, Vater Biker, 2 Grosseltern (Wanderer)
  • Familie mit jugendlichen Kindern, Vater ambitionierter Trailrunner, Mutter Trailrunnerin
  • Paar 30, Mann sportlich, Frau gar nicht
  • Paar Ü50, sportlich

Sämtliche Roundtables wurden bei den Teilnehmenden als sehr gut wahrgenommen und als wertvoll eingestuft. Besonders hervorgehoben werden kann das geplante Hotel-Label sowie die Trail Trilogie – beide Teilprojekte werden sehr positiv bewertet und als äussert wertvoll empfunden. Der konstruktive Austausch innerhalb der Destinationen mit unterschiedlichen Leistungsträgern konnte optimal genutzt werden, um das Bewusstsein der Sportart Trailrunning weiter zu stärken, die Bevölkerung zu sensibilisieren sowie eine einheitliche Positionierung pro Region festzulegen.

Einblick in die Roundtables

Koexistenz Biker / Wanderer / Trailrunner

Im Mai und im Juni 2022 wurden die beiden neuen Videoepisoden mit Nino Schurter auf der Website veröffentlicht und via Social Media kommuniziert. Zudem wurden diverse Fairtrail Giveaways verteilt, beispielsweise beim graubünden Trailrun-Kongress, bei den Roundtables sowie weiteren Austauschterminen.

Episode 4: Fairdinands

Mountainbike-Profi und Fairtrail-Botschafter Nino Schurter aus Graubünden unterstützt in dieser Episode zwei Fairdinands bei ihrer Arbeit. So trifft Nino, zusammen mit Susanne Kern und Roland Kolb, auf Wander*innen und Mountainbiker*innen und erklärt ihnen, wie sie sich auf dem grossen Wegnetz in Graubünden verhalten sollten.

 

Episode 5: Olympiasieger unterwegs

Das Motto von Nino Schurter, Mountainbike-Profi und Botschafter von Fairtrail Graubünden, wenn er auf den Trails in seiner Heimat Graubünden Wandernden begegnet, wie beispielsweise der Familie von Nevin Galmarini: «Mit Respekt geht’s einfach besser.»

Schnupper- und Einstiegs-Events

Let’s Trail

Zur Unterstützung der Sensibilisierung sollen regelmässige Schnupper- und Einstiegsevents organisiert werden. Vermittelt werden soll die Einfachheit des Trailrunning werden – wie schnell man im Grunde ein Trailrunner oder eine Trailrunnerin ist oder wie breit Trailrunning verstanden wird. Ziel ist es auch Techniken beim Laufen zu vermitteln, sodass Trailrunning zum Spass und Vergnügen wird.

Anfangs 2022 wurde das Konzept für die Einsteigerkurse unter dem Namen «Let’s Trail» gemeinsam mit Roberto Rivola sowie Jasmin und Guy Nunige erarbeitet. Das Format soll Laufbegeisterte aber auch Laufeinsteiger*innen ansprechen und mit dem Trailrunning vertraut machen. Die «Let’s Trail»-Kurse konnten an 9 Orten in Graubünden angeboten werden. Das Angebot wurde von graubünden Trailrun in den sozialen Medien beworben und es wurde eine Inseratekampagne mit einem PR-Text geschalten. Insgesamt haben über 60 Interessierte Trailluft geschnuppert. Einige haben gleich beide Module «Einstieg» und «Technik» nacheinander besucht.


PR-Text Let’s Trail, Beispiel Brambrüesch in der BüWo

Die Kurse von Jasmin und Guy Nunige waren am besten besucht. Die Teilnehmenden konnten von dem grossen Erfahrungsschatz der beiden Coaches enorm profitieren. Aber auch für die Kursleiter*innen waren die Let’s Trail Kurse bereichernd, wie Jasmin Nunige ausführt: «Es waren immer spannende Abende mit motivierten Gästen, denen wir viele Inputs mitgeben konnten. Die strahlenden Gesichter während und nach dem Kurs waren eine grosse Befriedigung für uns. Wir hoffen, dass dieses Projekt nächstes Jahr weitergeführt wird.»

Jasmin Nunige beim Coaching

Begleitete Trainings

Trailtreff

Die Trailtreff-Community konnte weiter ausgebaut und das System der unkomplizierten Lauftreffs etabliert werden. Mittlerweile können Interessierte aus 15 aktiven Trailtreffs in Graubünden auswählen. Neu dazugekommen sind im Jahr 2022 drei Trailtreffs im Engadin (Scuol, La Punt und Maloja) sowie einer in Masein. Insgesamt stehen 27 Gruppenleiter*innen wöchentlich im Einsatz für die Trailtreffs – ehrenamtlich. Die Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter, welche bereits seit einem halben Jahr dabei sind, konnten im Sommer 2022 mit einem exklusiven Trailtreff T-Shirt ausgerüstet werden.

Trailtreff T-Shirt für Gruppenleiter

Für das einjährige Jubiläum eines Trailtreffs, wird der Gruppenleiter oder die Gruppenleiterin mit einer kompletten Laufausrüstung von Scott belohnt. 12 Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter konnten so im Herbst 2022 mit je einem Laufshirt, einer Hose, einem Paar Trailschuhen, einem Rucksack und einer Laufjacke ausgerüstet werden. Neue Trailtreffs erhalten bei ihrer Anmeldung wie schon im letzten Jahr das Trailtreff Stirnband. Alle Trailtreffs haben zudem neue Flyer für ihre Gruppen erhalten. Das Angebot wurde auch immer wieder auf Social Media beworben und im Juni hat graubünden Trailrun eine Publireportage über die Trailtreffs in der Südostschweiz veröffentlicht.

graubünden Mobil - Fachtagung Langsamverkehr

Die diesjährige graubünden Mobil Fachtagung Langsamverkehr fand am 4. Oktober im GKB Auditorium in Chur statt. Der Event wurde von graubünden Trailrun und Allegra Tourismus unter dem Lead der Fachstelle Langsamverkehr organisiert und durchgeführt. Rund 150 Teilnehmenden aus den unterschiedlichsten Sparten haben an der Tagung teilgenommen. Wie bereits im letzten Jahr führte der Moderator Stefan Flury durch das abwechslungsreiche Programm. Den Auftakt machte der renommierten Mobilitätsforscher Thomas Sauter-Servaes mit einem inspirierenden Referat über Zukunftsvisionen für den Langsamverkehr. Danach gaben verschiedene Referenten Einblicke in konkrete innovative Projekte, welche in Graubünden umgesetzt werden wie beispielsweise «STORY», ein modernes Arbeits- und Tourismuskonzept in Thusis, der Trailrunning Parcours in La Punt, die Skill Gardens – eine Art Pumptrack für Trailrunner – sowie eine komplett neu gedachte, vollautomatische Bergbahn in Flims: der «Flem Xpress». In den weiteren Referaten wurde aufgezeigt, wie sich Zürich als Velo-Stadt positioniert, wie wir alle zu mehr Bewegung im Alltag motiviert werden können, wie man sich in der Allegra Academy bequem von zu Hause aus weiterbilden kann und wie die RhB den Langsamverkehr beschleunigt. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion gingen die Gesprächsteilnehmenden der Frage nach, wo der Langsamverkehr in Graubünden steht. Zwischen den Programmpunkten gab es Platz für den persönlichen Austausch, gezieltes Networking und freudiges Wiedersehen.

Im Anschluss an die Fachtagung konnten alle interessierten Teilnehmenden ihr Feedback zur Tagung mittels online Fragebogen einsenden. Die durchwegs positiven Ergebnisse der Umfrage wurden neben weiteren Punkten in einer Debriefing-Sitzung der Arbeitsgruppe im November besprochen.

Programmflyer Fachtagung Langsamverkehr

Die Unterlagen, Impressionen sowie die Berichterstattung zur Tagung sind auf der neu aufgebauten Website fachtagung-langsamverkehr.ch abgelegt.

Zweite Austragung in Klosters

graubünden Trailrun-Kongress

Im Zentrum des zweiten graubünden Trailrun-Kongresses, der am 12. August 2022 im Vorfeld des Madrisa Trail in Klosters stattfand, stand die Frage, welche Bedeutung Trailrunningevents für die Destinationen und den Tourismus haben und wie die Formate in Zukunft aussehen (sollten). Einig waren sich die anwesenden Expert*innnen aus der DACH-Region bezüglich der Wichtigkeit von solchen Events für die Destination als Leuchtturm, der auf neue oder bestehende Angebote im Trailrunning aufmerksam macht sowie für die touristische Wertschöpfung. Widersprüchlich und offen blieb jedoch die Diskussion um zukünftige Formate von Trailrunningevents. Eine von graubünden Trailrun in Auftrag gegebene Masterarbeit ergab, dass das Eventformat der Zukunft eintägig ist, sich auf eine Sportart beschränkt, kein Rahmenprogramm braucht, über die Distanz eines Halbmarathons führt, die alleine absolviert wird und mit Zeitmessung und Rangliste abgeschlossen wird. In den Podiumsdiskussionen mit Veranstaltern und Teilnehmenden kam hingegen der Wunsch nach neuen Teamformaten (z.B. Staffel) und mehrtägigen Events mit attraktivem Rahmenprogramm auf, die auch kurze Distanzen für Einsteiger*innen beinhalten. Einige war man sich jedoch in einem Punkt: Es braucht eine gelebte und spürbare Leidenschaft der Veranstalter*innen, damit Trailrunningevents erfolgreich sind.

Impressionen zweiter graubünden Trailrun-Kongress

Trailrunning an Schulen

Zur Unterstützung der Sensibilisierung für Trailrunning und zum Aufbau einer Community bzw. Kultur soll Trailrunning auch in Bündner Schulen Einzug halten. Voraussetzungen dafür sind, dass vermittelt werden kann, dass Trailrunning auch eine Laufdisziplin für Kinder und Jugendliche ist, Trailrunning zielgruppengerecht vermittelt wird, den Lehrpersonen eine entsprechende Toolbox mit Inhalten (Übungen, Laufformen) und methodisch-didaktischen Hinweisen bereitgestellt werden kann und auch die Turnhalle und urbanes Gelände sowie der Transfer von urbanem in natürliches Gelände in die Vermittlung von Trailrunning einbezogen wird.

Bisher wird Trailrunning als Erwachsenensport wahrgenommen, obwohl bereits an diversen Events alters- und anforderungsgerechte Strecken für Kinder und Jugendliche angeboten werden. Trailrunning hat durchaus Potential, in dieser Altersgruppe Fuss zu fassen, zumal diese Laufdisziplin mehr Abwechslung bietet und vielfältigere Trainingsreize setzt als Joggen auf flachen und gut befestigten Wegen. Für den Schulsport reicht es jedoch nicht aus, einfach Lauf- bzw. Ausdauertraining auf eine andere Art zu absolvieren – gefordert sind ein Übungs- und Methodenpool, der es ermöglicht, mehrere Konditionsfaktoren (Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit) sowie koordinative Kompetenz (Reaktion, Gleichgewicht, Orientierung, Rhythmisierung, Differenzierung) zu schulen.

Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Romy Steingruber (Turn- und Sportlehrerin), Roberto Rivola (Movimentor) und Deborah Spescha (Mittelstufenlehrerin Lenzerheide) evaluierte bestehende Übungssammlungen aus dem Laufsport, adaptierte einzelne davon auf Trailrunning und stellte fünf Lektionen zusammen, welche mit einer 4. Klasse (20 Kinder) in Lenzerheide als Pilot durchgeführt wurden. Deborah Spescha profitierte mit ihrer Klasse von einer super Ausgangslage, konnte sie doch die Lektionen direkt im Wald neben dem Schulhaus oder in der grossen Dreifachturnhalle durchführen. Zudem zeigten sich die Kinder motiviert und sehr fit. Die Übungen wurden mehrheitlich als altersgerecht, spielerisch und mit einem hohen Spassfaktor beurteilt, welche gut funktionierten und die Schüler*innen zu einer aktiven Teilnahme motivierten.

Mit den Erfahrungen aus der Pilotphase empfiehlt die Lehrerin, die Übungen auf Kärtchen zu beschreiben und zu visualisieren, sodass die Lehrpersonen die Spiele immer wieder einbauen können. Eine Lektion ausschliesslich mit Laufübungen ist relativ intensiv und könnte einige Kinder überfordern. Einige Übungen brauchen noch eine detailliertere Beschreibung – oder allenfalls ein Video zur Visualisierung. Zudem muss vor der Lektion klar ersichtlich sein, welches Material für die Durchführung benötigt wird.

Das Teilprojekt wird 2023 weiterentwickelt mit dem Ziel, den Lehrpersonen einen Übungs- und Methodenpool für die praktische Umsetzung zur Verfügung stellen zu können. Als Zielgruppe sollen Kinder der dritten bis sechsten Klasse angesprochen werden. mobilesport.ch wendet sich an Kinder ab ca. 14 Jahren, im Lernmodul J+S sind ebenfalls Übungen ab 14 Jahren enthalten, empfohlen wird eine Spezialisierung im Trailrunning ab 16. Mit dem Teilprojekt «Trailrunning an Schulen» werden jedoch jüngere Schüler (10-12 Jahre) angesprochen. Dementsprechend sind die zusammengestellten Übungen viel spielerischer und motivieren die Kinder, mitzumachen.

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