8. Angebote

Umfrage «Bedürfnisse der Trailrunner*innen»

Um die Angebotsgestaltung in Zukunft spezifischer vornehmen zu können, wurde im September und Oktober 2022 eine Umfrage zum Thema «Bedürfnisse der Trailrunner*innen» durchgeführt. Ein Grossteil der Befragten kann sich sehr gut vorstellen, einen Tagesausflug für einen Trailrun oder Trailrunning-Ferien (mind. 2 Übernachtungen) zu machen. Dabei sind eintägige Ausflüge mit 46.5% am beliebtesten. Je länger der Ausflug ist, desto weniger Interesse ist bei den Befragten vorhanden. Aus der Umfrage wird zudem ersichtlich, dass die Erwartungen der Trailrunner oder Trailrunnerinnen an spezifische Angebote einer Destination relativ gering sind. Trotzdem schätzen 74% der Befragten signalisierte Trails sehr. Zudem werden trailrunningfreundliche Hotels (48%), Events (36%), Packages (37%) sowie Sportgeschäfte mit Know-How als positiv wahrgenommen (36%).

 

Erwartete Angebote in einer Destination

Die Erwartungen der Trailrunner*innen an die Infrastruktur halten sich in Grenzen. Dies deckt sich mit der Annahme, dass Trailrunning-Gäste gerne autonom, unabhängig und einfach unterwegs sind. Wirft man einen Blick auf zusätzliche Transport-Angebote, die als wichtig wahrgenommen werden, sind keine starken Ausreisser erkennbar. Trotzdem können Spezialangebote der Bergbahnen, Kombiangebote der Bergbahnen mit ÖV sowie Gepäcktransporte der Bergbahnen oder im ÖV als relevant eingestuft werden. Aus den Nennungen kann abgeleitet werden, dass zusätzliche Transport-Angebote zwar nicht zwingend notwendig sind, allerdings eine spannende Ergänzung zum klassischen Angebot sein können.

Wirft man einen Blick auf die Trailrunning-Routen, bewegt sich die bevorzugte Laufdauer im Mittelwert bei rund 3 Stunden. Die technischen Anforderungen an die Trails sollten nicht zu schwierig sein, aber Trails mit leichten Hindernissen wie Wurzeln oder Steinen werden sehr geschätzt. Bei den Distanzen werden Strecken von 10 bis 20km mit 500 bis 1’000 Höhenmetern am häufigsten genannt. Mit rund 95% der Nennungen sind Rundkurse sehr beliebt, gefolgt von «Strecken von A nach B» mit 60%. Eine Tour mit dem gleichen Hin- und Rückweg stösst auf praktisch kein Interesse. Weiter charakterisiert sich der perfekte Trail durch «Uphill & Downhill» in Kombination, ein tolles «Panorama» oder eine «coupierte» Streckenführung.

Trailrunning-Hotels

In Bezug auf die durchgeführte Umfrage müssen auch Trailrunning-Hotels gewisse Kriterien erfüllen, damit sie den Ansprüchen und Bedürfnissen der Gäste gerecht werden können. Mit Abstand am häufigsten genannt wird die «Duschmöglichkeit am Abreisetag». Reinigungsmöglichkeiten für Schuhe sowie Wäscheservice der Laufkleider über Nacht werden sehr geschätzt. Zudem sind zusätzliche Verpflegungsmöglichkeiten wie ein frühes Frühstück oder Lunchpakete sowie detaillierte Informationen und Tourenvorschläge zentral, um den Trailrunning-Gast abholen zu können. Spezielle Logierpakete, begleitete Touren oder Schnuppertrainings werden hingegen von einem kleinen Teil der Befragten als wichtig eingestuft.

Erwartete Angebote Trailrunning-Hotel

Ein darauf abgestimmtes Hotel-Label, welches trailrunningfreundliche Hotels und Unterkünfte kennzeichnet, ist daher für Gäste zentral und erleichtert die Suche. Der Kriterienkatalog für Trailrunning-Hotels wurde bereits Ende 2021 erstellt und von den Destinationen verabschiedet. Auf dieser Basis hat Zenit run in Zusammenarbeit mit Swiss Athletics das entsprechende Label entwickelt. Die Lancierung des Trailrunning Hotel-Labels ist auf den Frühling 2023 angesetzt.

Trailtrophy

Im Sommer 2022 wurde die Trailtrophy von graubünden Trailrun als dritter Teil der Trailtrilogie lanciert. Bei dieser online Challenge konnten Trailrunnerinnen und Trailrunner auf 15 von den Destinationen ausgewählten Strecken auf Trophäenjagd gehen. Während rund vier Monaten (Juli bis Oktober) konnten die 31 registrierten Teilnehmenden Trophäen, Kilometer und Höhenmeter sammeln. Im Vordergrund dieses Wettkampfs standen somit unvergessliche Trailerlebnisse in den Bündner Bergen und das Entdecken von neuen Trails. Wie schnell eine Strecke abgelaufen wurde, spielte dabei keine Rolle. Die Laufzeiten wurden nicht erfasst und somit auch nicht gewertet. Zu gewinnen gabe es für den Sieger oder die Siegerin der Kategorie je eine komplette Laufausrüstung von Projektpartner Scott. Zudem wurden unter allen Teilnehmenden je ein Gutschein für ein Trailrunning-Coaching von Guy und Jasmin Nunige und von Roberto Rivola verlost. Insgesamt konnten 160 Aktivitäten auf den Trailtrophy-Strecken registriert werden. Am häufigsten wurde in Savognin (Trailtrophy Nr. 8, 18x), Klosters (Trailtrophy Nr. 4, 16x), Davos (Trailtrophy Nr. 2, 15x) und Pontresina (Trailtrophy Nr. 12, 15x) gelaufen.

Die Sieger*innen der Trailtrophy 2022

  • Sieger Trophäen-Jagd: Yannis Seewald
  • Siegerin Höhenmeter-Sammlung: Claudia Seewald
  • Sieger Kilometer-Challenge: Sam Bundi

Gewinner Trailrunning-Coaching

  • Coaching mit Jasmin und Guy Nunige: Remy Horn
  • Coaching mit Roberto Rivola: Livio Bezzola

Die Gewinnerinnen und Gewinner wurden persönlich informiert.

Kartenübersicht der Routen

 

Interview mit Christine Cantieni

Nach einigen Wochen Trailtrophyerfahrung haben wir ein Interview mit Christine Cantieni geführt. Christine hatte als erste Teilnehmerin alle 15 Trophäen gesammelt und war zum Interviewzeitpunkt die Trophyleaderin.

Was hat dich motiviert bei der Trailtrophy mitzumachen?

Ich verfolge das Projekt graubünden Trailrun auf den sozialen Medien von Anfang an. Ich bin sehr gerne rennend in den Bergen unterwegs und mich fasziniert die Sportart Trailrunning. Ich liebe technische Trails und laufe gerne bergauf und noch viel lieber runter! Als ich die Trailtrophy das erste Mal gesehen habe, habe ich alle Strecken heruntergeladen, in der Hoffnung, dass ich doch mal die eine oder andere Route laufen könnte oder vielleicht auch zufällig durch neue Routen inspiriert werde. An einem freien Mittwochnachmittag habe ich dann zusammen mit einer Kollegin die Route am Glasergrat abgelaufen. Nach anfänglichen Problemen mit falsch eingezeichneten Wegabschnitten sind wir dann doch zügig vorangekommen und nach der wunderschönen Tour in Glas eingelaufen. Wir hatten zusammen grossen Spass und ein tolles Erlebnis. Somit habe ich dann am nächsten Tag auch gleich die zweite Tour in San Bernardino angehängt.

Wie gefällt dir das Konzept von Trailtrophy, macht eine Challenge ohne Zeitmessung überhaupt Spass?

Eine Challenge ohne Zeitmessung macht mir sehr viel Spass, denn ich kann jederzeit die Gegend geniessen, Fotostops einlegen oder auch mit anderen Wanderern und Trailrunnern sprechen. Es ist alles sehr ungezwungen. Anfänglich dachte ich, dass ich ein paar Strecken in meiner Gegend machen werde. Ich kannte auch bereits viele Gebiete von früheren Touren. Plötzlich faszinierten mich auch die Touren in anderen Gebieten des Kantons und ich kombinierte alle möglichen Varianten. Zum Beispiel bin ich mit dem E-Bike zum Start der Tour gefahren oder habe eine Zugreise ins Engadin unternommen. Einmal bin ich sogar eine Strecke auf einer Töffausfahrt zum Wellnessurlaub gelaufen. Da ich eher gewohnt bin längere Distanzen zu laufen, wurde es auch schnell ein Bedürfnis zwei Strecken am gleichen Tag zu trailen und die Anfahrt in abgelegene Gebiete so doppelt zu nutzen. Je mehr Trophys ich erlaufen habe, je grösser wurde das Verlangen, alle zu erledigen!

Was würdest du jemanden mitteilen, der unschlüssig ist, ob er oder sie sich bei der Trailtrophy registrieren soll?

Sofort anmelden und die Herausforderung annehmen! Mit der Trophy hast du die Gelegenheit den ganzen Kanton etwas kennen zu lernen. Wunderschöne Täler, schöne Bergwelten, coole Trails und vieles mehr zu entdecken. Du hast die Möglichkeit deine Distanzen selber auszusuchen und deiner Fitness entsprechende Touren zu planen. Also los, wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Wie bereitest du dich auf die Routen vor? Rennst du mit Karte, Uhr oder Handy?

Zuerst schaue ich natürlich auf mein Zeitfenster. Ich plane die Anreise und schaue mir den Startpunkt der Route an und natürlich merke ich mir auch in welche Richtung gelaufen werden muss. Ich laufe mit meiner Garmin-Uhr. Nach anfänglichen Problemen mit der Übertragung und kleinen Abweichungen der vorgegebenen GPX-Daten, komme ich inzwischen gut zurecht.

Was würdest du ändern für die Trailtrophy 2023?

Ich wünsche mir mehr längere Touren und auch gerne noch ein, zwei zusätzliche Routen im alpinen Bereich wie die Segnesrunde in Flims. Obwohl ich das Gebiet bereits mehrmals durchlaufen bin, war das für mich eindeutig das Highlight der diesjährigen Trophy.

Ich würde es auch spannend finden, wenn über die Homepage eine Möglichkeit eingerichtet werden könnte, wo man sich Mitläufer und Mitläuferinnen für eine geplante Route finden könnte.

Kinderbuch Trailrunning

Das bereits im vergangenen Jahr angestossene Projekt «Trailrunning Kinderbuch» macht grosse Fortschritte. In der Zwischenzeit konnte die Geschichte finalisiert werden. Darin trifft der kleine Mungg Jori auf unterschiedliche Tiere und lernt so die Sportart Trailrunning Schritt für Schritt besser kennen. Das Kinderbuch vermittelt unaufdringlich eine Botschaft:

Du musst nicht besonders schnell rennen oder besonders weit rennen, um ein Läufer oder eine Läuferin zu sein. Lauf einfach los und habe Spass daran – und schon bist du ein Läufer oder eine Läuferin! 

Mittlerweile haben die Illustrationsarbeiten begonnen, damit die Figuren und Hauptaussagen auch bildlich transportiert werden können. Ein Abschluss der Arbeiten ist im Frühling 2023 geplant, damit das Kinderbuch anschliessend gedruckt und veröffentlicht werden kann. Zusätzlich ist bereits eine Anfrage eingegangen, ob das Kinderbuch als Hörspiel aufgenommen werden kann. In welchem Rahmen eine Audioversion der Geschichte umgesetzt werden kann, wird im nächsten Projektjahr geklärt.

Einblick in die Skizzierungs-Arbeiten von Leah van der Ploeg

Leistungsmessung in der freien Natur («Davoser Meile»)

Die «Leistungsmessung in der freien Natur» ist im Handlungsfeld «Angebote» angesiedelt, in welchem es einerseits um neue Angebote, andererseits aber auch um die Möglichkeit der Schaffung neuer Packages und um Synergien zu bereits bestehenden Angeboten geht. Graubünden Trailrun propagiert Trailrunning mit Communityangeboten wie «Let’s Trail» (Einsteigertraining) und dem «#trailtreff» (spontane Trainingsgemeinschaften) als Breitensport, unterstützt jedoch auch einen gezielten und systematischen Trainingsaufbau. Dazu passt aus Sicht der Projektleitung die «Leistungsmessung in der freien Natur“, die Einsteiger*innen und Breitensportler*innen eher anspricht als ein Leistungstest unter Laborbedingungen.

Ziel dieses Projekts ist es, die Leistungsmessung eines Gastes bzw. von Sporttreibenden auf einer ausgewählten, vordefinierten und «getrackten» Strecke in der touristischen Destination Davos Klosters zu erheben. Die Besonderheit der Messung liegt in der Untersuchung und Beobachtung des Gastes bzw. von Sporttreibenden in der freien Natur, wo der Sport stattfindet. Festgehalten wird die Leistung via leistungsrelevanten Parameter. Dadurch hebt sich das Produkt deutlich von Bewegungsmessungen in Labors und klinischen Einrichtungen der restlichen Schweiz ab. Vor der eigentlichen Bewegungsmessung hat der Gast die Möglichkeit einen Gesundheits-Check durchführen zu lassen.

Im Mittelpunkt steht der gesundheitsorientierte sportliche Gast. Bewegung und Sport spielt dabei eine grosse Rolle im Alltag und in den Ferien als z.B. Läufer*in, Radfahrer*in oder Langläufer*in. Im engeren Sinne wird ein Mehrwert für den Gast bzw. für Sporttreibende angestrebt. Diese können das erworbene Wissen über ihre körperliche Verfassung und ihren Trainingsstand in den Alltag integrieren und davon (gesundheitlich) profitieren. Darüber hinaus wird im weiteren Sinne der Gesundheitstourismus in der Destination Davos durch das Projekt allgemein gefördert. Davos wird zu einem attraktiven und leistungsfähigen Tourismusstandort in der Schweiz beitragen.

Hierbei wird die bestehende Infrastruktur unter einem gemeinsamen Thema vernetzt. In diesem Zusammenhang wird dem Thema Nachhaltigkeit ein grosser Stellenwert im Rahmen des Projekts eingerichtet. Das übergreifende Ziel des Projekts ist der Transfer auf weitere Destinationen. Im Frühling 2022 ermöglichte und finanzierte graubünden Trailrun zusammen mit dem Projektinitiator, Dr. sc. nat. Michael Villiger, Leiter Leistungsdiagnostik sowie Forschung & Lehre bei Davos Sports & Health, und dem auf die Leistungsanalyse in Individualsportarten spezialisierten IT-Unternehmen Archinisis in Chur (Fürstenwald) einen ersten Test, der bereits vielversprechende Resultate lieferte.

Einblick in den Testversuch im Fürstenwald, Chur

Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde im Juli 2022 ein Projektantrag an Innotour zur Finanzierung des Projektes eingereicht (Entscheid noch ausstehend). Es ist vorgesehen, dass graubünden Trailrun Leistungen in diesem Teilprojekt ausschliesslich als Arbeitsleistung erbringt, also keine Barzahlungen leistet. Die Teilnahme von graubünden Trailrun soll gewährleisten, dass die «Leistungsmessung in der freien Natur» einen touristischen Nutzen bringt und multiplizierbar ist, d.h. dass das Konzept auch anderen Destinationen und Leistungsträgern (z.B. Zels, Thusis) zur Verfügung stehen wird. Als weitere Projektpartner haben bereits die Davos Destinations-Organisation (DDO), Davos Health, die Gemeinde Davos, die Fachhochschule Graubünden (FHGR), die Hotels AlpenGold Hotel Davos und Waldhotel Davos sowie Davos Nordic zugesagt.

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